Soundtrack des Lebens – Unser Glaubensbekenntnis „Zurück in die Zukunft“ – Das Leben der kommenden Welt – am 19.03.2013 – P. Norbert Hinckers OP

Fastenpredigt zum Thema:  Soundtrack des Lebens – Unser Glaubensbekenntnis
„Zurück in die Zukunft“ – Das Leben der kommenden Welt
Am 19.03.2013
P. Norbert Hinckers OP

Liebe Schwestern und Brüder

„Zurück in  die Zukunft‘ ist der Titel eines Films aus dem Jahre 1985, genauer eine Science-Fiktion-Trilogie

Ein Teenager, der sich selbst für einen Loser hält, freundet sich mit Doc Brown, einem Tüftler,  an. Diesem gelingt es, aus einem Rennwagen eine Zeitmaschine zu bauen. So ist es den beiden möglich, 50 Jahre in die Vergangenheit zurück zu fahren,  in jene Zeit, als seine Mutter ein attraktives Mädchen war, sein Vater ein schüchterner Verehrer nicht ohne einen aufdringlichen Konkurrenten. Nun passiert das Überraschende, die junge Frau, die einmal seine Mutter sein wird, verliebt sich Knall auf Fall in den jungen Mann, der einmal ihr Sohn sein wird. Um die eigene Familie in der Jetztzeit nicht zu zerstören, müssen die beiden Abenteurer sich schleunigst zurück in die Zukunft machen, die ihrerseits wieder Gegenwart ist.

Mit Hilfe einer Zeitmaschine, die in die Vergangenheit und in die Zukunft versetzen kann, erlebt dieses Team darüber hinaus weitere abenteuerliche Verwicklungen.

Die Formulierung ‚Zurück  in die Zukunft‘ lässt für sich genommen fragen: Waren wir schon in der Zukunft? Wie sieht es da aus?

Wer das Stichwort ‚Ewiges Leben‘ im Internet googelt, erhält ein Angebot: Auf der ersten Seite ist auf einem tiefschwarzen sternenübersäten Grund eine Standuhr abgebildet. Nach Art von Salvador Dalì hat die Uhr als Symbol der Zeitlosigkeit keine

Zeiger. Ein Ausschnitt lässt in den Weltraum auf eine Galaxie blicken. Darunter der Titel: „Willkommen in der Ewigkeit“

Des Weiteren wendet sich die zweite Seite an jene Zeitgenossen, die nach ihrem Tode nicht vergessen sein wollen. Darum erfolgt das Angebot: Das Internet biete die Möglichkeit, eigene Bilder, den Klang der Stimme, wichtige Worte und Erkenntnisse oder die Erinnerung an das Lebenswerk für die Nachwelt zu erhalten. Als Hilfeleistungen wird eine niveauvolle Präsentation angeboten.  Zitat: „Nach ihrem Tode wird ihre letzte Nachricht weltweit für alle nachfolgenden Generationen unter der Adresse WWW.EWIGESLEBEN.DE zugänglich sein.“

Eingestreut in den Text war die Einschränkung: Solange das Internet oder ein ähn-liches Medium bestehen.

Im Jahr meiner Einkleidung 1955 war ein Karnevalslied besonders populär. „Am dreißigsten Mai ist der Weltuntergang, wir leben nicht mehr lang.“ Diese Zeile traf ausgerechnet auf  den Tag meiner Einkleidung, Pfingsten 1955 zu.

Der Ritus, auf dem Boden in Kreuzesform unter dem schwarzen Mantel der Ordens-kleidung liegen und einen neuen Namen, den Ordensnamen, erhalten, erinnert in seiner Symbolik an Sterben und Auferstehen, d.h. sterben für ein ziviles Leben und Auferstehen zu einem Leben, das Gott geweiht ist.

Den letzten Satz der Ansprachen unseres Provinzials habe ich nicht vergessen. Nachdem er am Schluss die Verpflichtungen gegenüber unserer Ordensregel ange-sprochen hatte, schloss er mit dem Satz „Wenn Ihr das alles von Herzen und ehrlich tut, verspreche ich Euch an Gottes statt das ewige Leben.“

Mein Bruder, ein Naturwissenschaftler, bemerkte später beim Kaffee: „Knalliger Schluss dieser Predigt. Aber man macht sich doch so seine Gedanken, worüber ein Provinzial sich anschickt zu verfügen.“

Am dreißigste Mai ist der Weltuntergang, wir leben nicht mehr lang. So humorvoll und leicht das auch hingesagt ist, es enthält doch eine undiskutable Wahrheit.

Martin Luther formuliert nach einem Text des kirchlichen Abendgebets der Fastenzeit aus den 11. Jahrhundert: „Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen.“ Das ist wörtlich gemeint und entspricht der schmerzvollen Erfahrung, dass der Tod für ihn und seine Zeit ein nahezu täglich erlebbares Ereignis ist.

1439/ 1440 entstand an der Friedhofsmauer des Dominikanerklosters in Basel eine Bildfolge „Baseler Totentanz“ genannt. Theologisch/pastoral gesehen wird darauf hin-gewiesen: Der Tod trifft Jeden. Die Bildfolge beginnt mit dem Papst und dem Kaiser. Sie endet alle Stände und Geschlechter betreffend mit dem Bettler und dem Baby.

Sterben gehört zum Leben. Mag auch das Leben eine unerschöpfliche und staunenswerte Quelle von bewundernswerten kleinsten Ereignissen in unserem Körper uns am Leben erhalten, mögen wir auch die Umwelt wahrnehmen und in uns in Bildern speichern, mögen wir auch Erlebtes  überdenken, uns spontaner Einfälle und Ideen bewusst werden, etwa sich anderen Menschen mitteilen, ganz abgesehen von der vielfältigen Möglichkeiten unserer physischen Beweglichkeit.

Trotzdem,  dieses Wunderwerk verbraucht  Energie, es unterliegt dem Verschleiß. Jeden Tag opfern sich ungefähr 10 Milliarden unserer Zellen. Sie sterben ineffektiv geworden einen anonymen Tod, damit sie sogleich durch neue leistungsfähige Zellen ersetzt werden können. Dennoch ist dieses Erneuerungssystem begrenzt und schwindet mit der Zeit. Es erreicht die lange Reihe „kleiner Tode“, die während unseres ganzen Lebens  sich ereignen, irgendwann einen Punkt, wo es kein Zurück mehr gibt, bis schließlich der Tod des Organismus erfolgt. Wir sterben letztlich eines Tages, weil wir jeden Tag ein wenig sterben.

Alle Lebewesen sind ihrem Instinkt nach immer auf der Hut vor dem Tod. Der Mensch hat darüber hinaus die Fähigkeit, die Vergänglichkeit des Lebens zu reflek-tieren. Der Tod eines anderen Menschen ist oft Anlass, uns unserer eigenen Sterb-lichkeit existentiell bewusst zu werden.

Eine vor 6000 Jahren in Keilschrift niedergeschriebene Geschichte erzählt, wie Gilgamesch, der König von Uruk, nach dem Tod seines besten Freundes sich nicht mehr mit der Endlichkeit der Existenz abfindet. Auch hier wird deutlich, wie schwer es ist, den Tod zu akzeptieren, ja dass die Angst vor dem Tod und die innere Erschüt-terung bei dem Verlust eines Menschen das Denken von je her intensiv beschäftigt hat.

Von Jesus selbst wird folgende Begebenheit im Johannesevangelium erzählt: (Joh 11,33ff) Als Jesus vom Tod seines Freundes Lazarus hört, beeilte er sich, nach Bethanien zu kommen. „Als nun Maria dahin kam, wo Jesus  weilte, fiel sie ihm zu Füßen“ … „Als Jesus nun sah, wie sie weinte, und wie die mit ihr gekommenen Juden weinten, ergrimmte er im Geist und geriet in Erregung und sagte: ‚Wo habt ihr ihn hingelegt.?‘ Sie sagten zu ihm: ‘Komm und sieh‘. Da weinte Jesus. Hierauf sagten die Juden: ‚Seht, wie lieb er ihn hatte.‘ …  Jesus ergrimmte nun wiederum in seinem Innern und kommt zum Grabe. Es war eine Höhle, und ein Stein lag davor. Jesus sagte: ‚Hebt den Stein weg.‘ …Dann erhob Jesus seine Augen und sprach:

‚Vater ich danke dir, dass du mich erhörst hast. Ich wusste ja, dass du mich allzeit erhörst. Aber wegen des rings umstehenden Volkes habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast‘. Und nach diesen Worten rief er mit lauter Stimme: ‚Lazarus komm heraus!“ Da kam der Tote heraus, Füße und Hände in Binden gewickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch umbunden. Jesus sagt zu ihnen: ‚Bindet ihn los und lasst ihn gehen‘.

Johannes charakterisiert hier Jesus als dem Herrn über den Tod. Aber er unterschlägt auch nicht die menschliche Seite der Person Jesu, wie er über den Tod seines Freundes zutiefst erschüttert ist. Für die Zuschauer soll dies Erleben zum Glauben an ihn als den von Gott gesandten Messias führen.

Wir hätten heute möglicherweise Fragen an Lazarus: Wie ist es jenseits der Schwelle des Todes? Bist Du gerne zurückgekommen oder sehnst du dich „Zurück in die Zukunft?“

Seit es mit Hilfe der Möglichkeiten der Medizin immer wieder gelingt, Patienten, die klinisch tot waren, zu reanimieren, erzählen Patienten unabhängig davon, ob sie durch Krankheit oder Unfall in diesen Zustand gerieten, von seltsamen „Erlebnissen“. Bei systematischen Untersuchungen der Todes-Nähe-Forschung  verschiedener Wissenschaftler, konnten bis zu 40 % der Reanimierten von solchen „Erlebnissen“ berichten.  Dabei unterschieden sich die einzelnen Berichte nur wenig voneinander, unabhängig von der Religion, der Kultur, der Bildung, des Alters oder des Geschlechts.

Es wird berichtet: Sobald der klinische Tod einsetzt, – so die Nah-Tod-Erfahrung – stellt die Person fest, dass sie ihren Körper wie von außen sehen kann. Sie nimmt alles wahr, was um sie herum geschieht, sie kann aber selbst nicht in das Geschehen eingreifen.

In einer zweiten Phase hat sie das Gefühl zu schweben. Sie erblickt am Ende eines Tunnels ein unheimliches helles, aber  n i c h t  blendendes Licht. Dieses Licht strahlt Wärme und Liebe aus. Die Person fühlt sich glücklich wie nie zuvor, eingehüllt in eine Liebe, die alle vorher gefühlte Liebe auf Erden um ein unendliches Maß übersteigt.

Sie sieht in diesem Licht eine Person, die männlich und weiblich zugleich ist. In der Begegnung mit diesem Lichtwesen, läuft plötzlich das ganze zurückliegende Leben  noch einmal ab. Dabei wird jede Handlung der Vergangenheit einer Wertung unter-zogen. Diese Bewertung erfolgt durch das Lichtwesen aber gleichzeitig auch durch die Person selbst. Als Maßstab dient,  ob die Handlung aus Liebe geschehen ist. Dabei erlebt die Person vor dem Licht  noch einmal nicht nur ihre eigenen Handlungen und Gefühle  sondern auch die Gedanken und Gefühle der entsprechenden Mitmenschen. Wenn z.B. die Person einer anderen Leid zugefügt hatte, dann erlebt sie dieses Leid als sei es ihr eigenes.

Sie wird sie sich bewusst, dass nur zwei Dinge wert sind, für sie zu leben: Die Liebe und das Erlernen von Wissen.

Diese Werte werden der Person in der Rückschau bewusst, und sie spürt das Leid, das sie sich und den Mitmenschen zugefügt hat. Trotzdem überstrahlt die Nähe des Lichtwesens alle negativen Gefühle, und die Person fühlt sich unendlich glücklich, in der Nähe dieses Lichtwesens sein zu dürfen.

Das Lichtwesen strahlt nicht nur unendliche Liebe aus sondern verkörpert auch unendliches Wissen. Durch die Nähe zu ihm werden alle Unklarheiten des Lebens aufgelöst. Eine Frage, die die Person bewegt, wird sofort klar, ohne dass darüber nachgedacht werden muss.

Eine kleinere Gruppe von Reanimierten berichtet von der beglückenden Gegenwart anderer Menschen, etwa verstorbener Verwandter oder guter Freunde

Schließlich berichten sie, dass sie irgendwann an eine Stelle kommen, die sie als Grenze bezeichnen. Sie erkennen, dass das Überschreiten dieser Grenze kein zurück mehr in den jetzigen Körper zulässt, weil sie dann endgültig sterben würden.

Es gibt für diese Nah-Tod- Erfahrungen kritische Deutungen. Alle sind letztlich in der Erklärung und Bewertung wissenschaftlich gesehen nicht unumstritten.

Eine der ersten, die sich mit diesen Nah-Tod-Erfahrungen als Therapeutin  wissen-schaftlich auseinander gesetzt hat, Frau Dr. Kübler-Ross, sagt innerhalb einer filmi-schen Dokumentation  ( 2002 ) auf  ihre Forschungen zurückblickend: „Heute bin ich sicher, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, und dass unser Tod nur körperlicher Tod, einfach der Tod eines Kokons ist. Bewusstsein und Seele leben auf einer anderen Ebene weiter.“  Dieses Bekenntnis wird nicht von allen Nah-Tod-Forschern geteilt.

Dieses Bekenntnis nähert sich aber sehr dem Bereich der Metaphysik bzw. Religion.

Nahezu alle Religionen teilen sich den Glauben an ein ewiges Leben. Der Mensch in einer anderen Gestalt, ein nicht materieller Teil des Menschen, die Seele oder der  Geist, leben nach dem Tode weiter.

Ende des 20 Jahrhunderts wird im Zusammenhang mit der Popularität des Begriffs

„eine zweite Chance“ der Glaube an eine Wiedergeburt für so manchen Zeitg-enossen attraktiv. In Anlehnung an die hinduistischen Glaubensvorstellung einer Wiedergeburt der unsterblichen Seele entsprechend dem Vorleben in einem anderen Wesen, geht die Idee im europäischen Raum wohl davon aus, dass die Persön-lichkeit im Wesentlichen erhalten bleibt. Durch die Wiedergeburt in ein neues, zweites Leben wird dem Menschen die Möglichkeit gegeben, sich selbst zu läutern, Fehler des ersten Lebens zu vermeiden, um dann nach dem  zweiten Tod in ein ewiges Lebens aufzusteigen.

Dem gegenüber würde Paulus argumentieren (Hebr. 9,27): Wie Christus einmal gelebt, gestorben und auferstanden ist, so ist es auch dem Menschen bestimmt, einmal zu sterben, um dann sein Leben vor Gott zu verantworten.

Daher ist für Paulus nur eine Wiedergeburt aus dem Wasser und dem hl. Geist, dem Thema des Gesprächs, das Jesus mit Nikodemus in einer Nacht führte, möglich. Aber diese Wiedergeburt geschieht zu Lebzeiten in der Taufe. Sie beruht auf einer freien Entscheidung für ein Leben in Verbundenheit mit Christus. Denn Jesus hat ja zu Beginn seiner öffentlichen Tätigkeit den Anbruch des Reiches verkündet und einge-laden, sich zu ihm und seiner Botschaft zu bekennen und ihm nachzufolgen. Der letzte Beweis für die Wahrheit seines Lebens und seiner Lehre geschieht durch seinen Tod, seine Auferweckung und Verherrlichung durch Gott den Vater. Jesu Tod, seine Aufer-weckung und Verherrlichung durch den Vater sind die Fundamente unseres Glaubens. Von dort her werden seine Taten und seine Worte glaubhaft.

Nur wenige Hinweise:

Im Gleichnis vom guten Hirten spricht Jesus von sich (Joh. 10, 14-15,17-19)

„Ich bin der gute Hirt, ich kenne die meinen und die meinen kennen mich, wie ich den Vater kenne und der Vater mich kennt.… Und ich gebe mein Leben hin für meine Schafe.  …Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wir sie meiner Hand entreißen.“

Paulus formuliert im Römerbrief: (Röm  6,3-4.8-9) „Wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, sind auf seinen Tod getauft worden. Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod, und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, sollen auch wir als neue Menschen leben.  … Wenn wir nämlich ihm gleichgeworden sind im Tod, dann werden wir auch mit ihm in seiner Auferstehung vereinigt werden.  … Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden.“

In dem Zusammenhang mit der Totenerweckung des Lazarus – wir hörten eben ja einige Zeilen – berichtet der Evangelist Johannes, dass Lazarus‘ Schwester Maria Jesus entgegeneilt. Als sie zu Jesus kommt, entwickelt sich folgender Dialog: „Da sprach Maria zu Jesus: ‚Wenn du hier gewesen wärest, wäre mein Bruder nicht gestorben.  Aber auch jetzt weiß ich, dass dir Gott alles gewähren wird, was du von ihm erbittest.‘ Jesus sagte zu ihr: ‚Dein Bruder wird auferstehen.‘  Maria sagte zu ihm: ‚Ich weiß, dass er auferstehen wird am Jüngsten Tag.‘  Jesus sprach zu ihr: ‚Ich bin die Auferstehung. Wer an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Glaubst du das?‘ Sie sagte zu ihm: ‚Ja, Herr, ich habe den Glauben, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.‘ “

Dieser Glaube an ein Weiterleben nach dem Tode scheint nicht mehr Allgemeingut

zu sein. Einer Umfrage Wochenzeitung „Die Zeit“ aus dem Jahr 2004 gemäß glauben etwas 48.%  der Deutschen an ein Weiterleben nach dem Tod, die überwiegende Mehrzahl der anderen schließt es zumindest nicht aus.

Es könnte gefragt werden: Sind die mittelalterliche Vorstellungen von Gericht, Hölle und Fegefeuer, die in furchterregenden Bildern dargestellt sind und sich uns so eingeprägt haben, für uns heute unverständlich und vom Inhalt her abzulehnen?

Zeitlich bevor die Ergebnisse der Nah-Tod-Erfahrung publik wurden, habe Theologen sich mit der Begegnung des Sterbenden mit Christus befasst. Sie haben auf der Grund-lage eines christlichen Menschenbildes biblische Wahrheiten neu durchdacht. Sie gehen davon aus, dass im Augenblick des Todes  die Seele von der Behinderung  durch die Gesetzlichkeit des Körpers befreit zu höchster Geistigkeit fähig ist,  d.h. sie zu der höchsten Erkenntniskraft gelangt, zu der der Mensch überhaupt fähig ist.

Sie überschaut ihr ganzes Leben mit einem Blick und entdeckt darin auch die Anwe-senheit und das Wirken Jesu, seine Anregungen, seine Einladungen, seine Bereitschaft zu begleiten, gleichgültig ob dies bemerkt wurde oder unbemerkt blieb. Jesus war Hauptperson der religiösen Biografie.

In dieser Begegnung mit Christus im Sterben wird der Mensch seine letzte freie Ent-scheidung treffen. Sie wird eine endgültige Entscheidung sein. Die ganze Ewigkeit wird nicht anders sein als die Entfaltung dessen, wozu er hier und jetzt ja gesagt hat. Jesus nennt im neuen Testament ein Kriterium: Was ihr den Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habe, das habt ihr mir getan.

Es ist eine Entscheidung für die Nähe zu Christus und dem Vater oder die unwieder-rufliche Entscheidung für die Gottesferne. Der Mensch wird demnach nicht von Christus gerichtet, sondern er trifft selbst die Entscheidung für die Zukunft seiner Ewigkeit.

In dieser Begegnung im Sterben wird der Mensch Christus erleben wie er ist, voller Liebe und Zuneigung, voller Wohlwollen und Sympathie, aber auch voller Ernst. Unter dem verstehenden Blick Jesu wird das Innerste, das Verborgene  und Wesent-lichste des Menschen, aber auch  die Liebesfähigkeit wie auch das schreckliche Ver-sagen präsent sein. In diesem Sinne wäre das Fegefeuer nichts anderes als der tiefe Schmerz über die eigene Fehlerhaftigkeit und Selbstsucht. Je härter und mächtiger sie sich darstellen,  je größer die Distanz zu der Liebe Christi war,  um schmerzhafter wird dieser kurze Moment der Erkenntnis sein, bevor der Mensch in die umarmende Liebe Gottes eingehen kann.

Noch ein Schlussgedanke, eine Interpretation des Titels der Predigt : „Zurück in die Zukunft.“

Vom Denken des hl. Thomas von Aquin her gesehen, kann mir bewusst werden, dass die Zeit ein unvorstellbar kleiner Moment innerhalb der Ewigkeit ist. Alles, was in der Zeit vor sich geht, was sich entwickelt, was entsteht, war vorher ein Gedanke Gottes. In der Schöpfungsgeschichte sprach ja Gott: „Es werde.“ und der Schrift-steller bestätigt, und es wurde.

Von daher gesehen kann der Mensch dankbar und voller Freude sagen: Ich war von Ewigkeit her ein Gedanke Gottes. Gott ließ mich in seiner übergroßen Liebe durch meine Eltern Mensch werden. Er stattete mich mit Fähigkeiten aus, die ich möglicherweise noch gar nicht alle kenne. Er beauftrage mich, am Aufbau einer menschlichen Welt mithelfen. Wenn dies nach seiner Vorstellung abgeschlossen sein wird, holt er mich zurück in die Ewigkeit, um dort mit meinen Lieben und allen Menschen in Gott und bei Gott Ewiges Lebens zu haben.

Auf den Punkt gebracht: Wir kommen aus der Ewigkeit in die Zeit und unser Ziel ist die ewige Gemeinschaft bei Gott. Paulus schreibt 1 Kor 2,9: „Was kein Auge gesehen, was kein Ohr gehört hat, und was in keines Menschen Herz gedrungen ist, hat Gott denen bereitet, die ihn lieben.“