Das Hohelied gehört in der Geschichte der Theologie und der Spiritualität zu den wichtigsten und am häufigsten kommentierten Büchern der Heiligen Schrift. In der in hochpoetischer Sprache besungenen Liebe zwischen Mann und Frau, zwischen Braut und Bräutigam sieht die jüdische und christliche Tradition ein Bild für die Liebe Gottes zu seinem Volk. In der Neuzeit änderte sich das Verständnis des Liedes grundlegend. Das Hohelied, so sagte man nun, spreche nicht von der göttlichen, sondern von der menschlichen Liebe. Im Prozess der Umwertung des Hoheliedes spiegelt sich zugleich ein Umbruch im Verständnis menschlicher Liebe.  An diesem Abend wollen wir der ursprünglichen Bedeutung des Hoheliedes nachgehen.

Ludger Schwienhorst-Schönberger, geb. 1957 studierte Philosophie, Theologie und Erwachsenenpädagogik in München, katholische Theologie in Münster und Jerusalem. Seit 2007 ist er Professor für Alttestamentliche Bibelwissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.